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Den Sinn in der Wärmepumpe sehen

Erfahrungsbericht des Installations- und Heizungsbaumeisters Umut Özdemir

Lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe? Viele Menschen sind derzeit verunsichert. Gerade Privathaushalte wünschen sich Klarheit, viele setzen ihre angedachten Sanierungs- oder Baumaßnahmen vorerst aus. Betroffene wissen nicht, was 2024 auf sie zukommt. Umut Özdemir steckt mittendrin in der Wärmewende: Als Installations- und Heizungsbaumeister erlebt der 33-Jährige hautnah, wie sich Eigentümer und Bauherren sowohl mit regenerativen Energien als auch energiesparendem Wohnen auseinandersetzen.

Die Förderung der Energieberatung wurde bereits gestrichen, andere Förderprojekte liegen auf Eis und die Regierung hat so manche Entscheidung vertagt. Dabei hatte die Energiewende doch gut Fahrt aufgenommen – dann lähmte der Streit in der Koalition um das gigantische Haushaltsloch sowohl Kommunen als auch Endverbraucher bundesweit. Umut Özdemir ist von dem Auf und Ab unmittelbar betroffen. Er leitet den Betrieb „Haustechnik Rhein-Main“ und ist im hessischen Hochtaunuskreis angesiedelt.

„Ich mache Wärmepumpe aus Überzeugung, nicht weil es eine Marktlücke ist oder ich damit eine Nische bediene“, sagt der Installateur aus Weilrod. „Die Elterngeneration hat geschlafen, doch ich wurde in eine Zeit geboren, in der Umweltschutz großgeschrieben wird.“ Auf das, was die Politik macht, schaut er relativ entspannt: „Im Großen und Ganzen passt das – auch wenn unsere Regierung manchmal die Brechstange benutzt. Doch das liegt daran, dass seit 40 Jahren nichts in der Richtung unternommen wurde. Jetzt sollen die Versäumnisse mit Höchstgeschwindigkeit kompensiert werden.“

Dem Handwerksmeister ist lange schon klar, dass die Menschen etwas fürs Klima tun müssen, dass die fossilen Systeme keine Zukunft mehr haben. Und je schneller der Aus- und Umstieg gelingt, desto besser, da ist sich Özdemir sicher: „Das Leben ist erst so richtig schön, wenn unseren Kindern und Enkeln eine gesunde Umwelt bleibt.“ Damit meint er auch seine eigenen beiden Söhne, den sechsjährigen Jiyan und den vierjährigen Mikan. „Wir müssen im Hier und Jetzt agieren und die Abwärtsspirale rechtzeitig stoppen. Daher baue ich auf die Wärmepumpe.“

Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Das System ist nicht neu, bereits in den 1980er-Jahren gab es Wärmepumpen, aber eben nicht auf dem Massenmarkt. Er selbst ist schon lange an der Technologie interessiert: „Ich hatte schon früh ein Bewusstsein fürs Klima. Was mich umtreibt ist die Frage nach der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Und den Möglichkeiten, was wir hierzulande autark produzieren können.“ Seit zehn Jahren baut er kontinuierlich Wärmepumpen ein und befasst sich intensiv mit dieser Form der alternativen Heiztechnik.

Dass 2026 keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen, rief so manchen Endverbraucher auf den Plan. Was tun? Flüssiggas, Pellets oder doch Wärmepumpe? Die ersten Schwierigkeiten tauchten 2022 auf, als die deutschen Hersteller nicht genug Geräte zur Verfügung stellen konnten, Lieferknappheit und Wartezeiten bis zu zwölf Monate den Markt lähmten. So kam Özdemir zur Marke LG. „Dort wurde ich erstmals mit der Ansicht konfrontiert, dass eine Wärmepumpe eigentlich eine Klimaanlage ist, die hohe Temperaturen auch bei kalter Jahreszeit bis minus 28 Grad Celsius fahren kann. Andere Hersteller schaffen es gerade Mal bis minus 5 Grad. LG hat als weltweiter Hersteller ein völlig anderes Knowhow, darauf setze ich mein Vertrauen.“

Doch es braucht viel Überzeugungsarbeit und Aufklärung beim Endverbraucher, diese Erfahrung macht Özdemir regelmäßig. Ob Neubau oder Altbau: Es geht um Infrastruktur und Investition, um Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Vorurteile halten sich hartnäckig, sei es die Lautstärke oder die Amortisation. Özdemir: „Die Wärmepumpe ist ein Erklärungsprodukt. Potenzielle Kunden wissen nur grob, wie das Gerät funktioniert. Warum ist das System tatsächlich besser als eine Gasheizung? Wie ist die Wärmeübertragung? Welche Parameter müssen geschaffen werden, damit der Verbrauch tatsächlich günstiger ist? Wieso kann man Wärme aus kalter Luft gewinnen? Nur wer das alles versteht, kann sich damit identifizieren.“ Weil die Kaufkraft deutlich nachgelassen hat, haben viele Menschen Angst vor Investitionen, das erlebt er immer wieder. Dann rechnet er vor, was Ersparnisse auf der Bank wert sind, warum und wann sich eine Wärmepumpe rechnet. „Die Jahre sind unwichtig, es geht um die Rendite und um günstigere Nebenkosten, wie viel man langfristig spart.“

Gut geschulte Heizungsbauer

Im vergangenen Jahr hat Özdemir mehr als 20 Wärmepumpen verkauft und eingebaut. Um effektiv mit der Wärmepumpe zu heizen, braucht es rechtzeitige Planung, hydraulische Optimierungen und Vorausschau, auch wenn die alte Heizung noch funktioniert. Özdemir: „Wir Heizungsbauer müssen gut geschult sein, um den Kunden das bestmögliche aktuelle Heizsystem zu präsentieren, sie zu informieren und vorzubereiten. Das ist nicht Abzocke, sondern richtig gutes Heizen.“ Es braucht qualifizierte Heizungsbauer, denn die Anlagen sind recht kompliziert: „Wir haben in dem Sektor viel Arbeit. Gleichzeitig kämpfen wir mit dem Mangel an Arbeitskräften. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge im Handwerk in Rente gehen, wird es sogar noch schlimmer.“

Özdemir beobachtet in der Branche, dass viele Handwerkerkollegen das Thema nicht mehr anfassen wollen: „Die haben nur noch wenige Jahre bis zum Ruhestand, wollen nichts Neues mehr anpacken. Uns fehlen mehr Leute, die den Sinn in der Wärmepumpe sehen. Unter dem Umweltaspekt gibt es kaum Alternativen. Wenn es um erneuerbare Energien geht, müssen wir uns mit der Wärmepumpe arrangieren.“ Seiner Ansicht nach muss es zum Massenprodukt werden, dafür muss die Politik nun den Rahmen schärfen, die Industrie nachziehen und die Handwerker ihre Bereitschaft zeigen.

Und der Großhandel? Özdemir bezieht seine LG Wärmepumpen von der REISSER Niederlassung in Darmstadt. Das SHK-Unternehmen will Bestellungen effizient bearbeiten, daher sind die Lager durch gute Planung und Disponierung optimal gefüllt. Die Handwerker profitieren von der hohen Verfügbarkeit und den schnellen Lieferzeiten, insbesondere bei wichtigen Komponenten wie Speichern und Ersatzteilen. „REISSER interessiert sich dafür, nachhaltig zu arbeiten und vieles ist auch hier schon in der Wende – zum Beispiel fährt kein riesiger Lkw mehr, um kleine Ware zu liefern. Wir Handwerker müssen das bei unserem Großhandel auch einfordern“, unterstreicht Özdemir. Dass das Unternehmen die Situation schnell erkannt und darauf reagiert hat, unterstützt seine tägliche Arbeit: „REISSER hat viel in Wärmepumpen investiert, um liefern zu können. Für mich ist das Luxus – ich rufe an und binnen zwölf Stunden kann ich mein Material auf der Baustelle verbauen.“

Eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit steht für ihn auch in Zukunft an höchster Stelle. Im Dienst des Planeten und für die Weltatmosphäre will der Heizungsbauer daher am Ball bleiben. „Die Umwelt wird uns danken, Wissenschaftler haben das längst belegt.“ Daher formuliert Özdemir seinen Appell: „Wir sollten alle an einem gemeinsamen Strang ziehen – erst recht unter dem Aspekt der Menschlichkeit. Wir sind selbst verantwortlich dafür, dass die Situation wieder besser wird. Die Zukunft findet jetzt statt. Daher sollten sich die Handwerker für das Thema brennend interessieren!“

Zur Person

Bevor Umut Özdemir (Jahrgang 1990) Handwerker wurde, besuchte er die Abiturschule und ging anschließend bei seinem Onkel – einem selbständigen Heizungsbauer – in die Lehre. Auf der Meisterschule lernte er seinen ersten Chef kennen, wurde Geschäftsführer bei der Firma Martin Bruder Haustechnik in Seligenstadt. In den kommenden fünf Jahren baute er den Betrieb von sechs auf 43 Angestellte auf. Anschließend gründete Umut Özdemir seinen eigenen Betrieb namens „Haustechnik Rhein-Main“ in Weilrod (Nähe Limburg). Gemeinsam mit einem Geschäftspartner führt er die Mannschaft aus elf Fachleuten.

 

 

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